Krieger des Lichts

05. Jun 2012

Ich bin ein Krieger des Lichts
ich versuchs wirklich zu sein
doch ohne Sonne, ohne Glaube
bin ich schmächtig und klein,

Bin ne verrückte Nuss
ich versuchs wirklich zu sein
doch jedes Lächeln fehlt schwer
und ich fühl mich allein.

Ich bin ein Schreiber, ein Poet
ich versuchs wirklich zu sein
doch ich ring mit den Worten
und es fehlt mir der Reim.

Aber ich greif nach den Sternen
und ich reck mich nach mehr
ich werd das Glücklichsein lernen
geb’s dann nie wieder her.

Ich bin ein Krieger des Lichts
ich versuchs wirklich zu sein
kämpf mich durch lähmendes Schweigen
find die Kraft ICH zu sein.

Zauberhaft!

Damit ist eigentlich schon alles gesagt, manchmal braucht es nicht mehr Worte.


Nein, so kann ich das nicht stehen lassen. Denn die Neuauflage des Klassikers vom Verlagshaus Meshcheryakov ist wirklich ein ganz besonderes Kleinod. Mit viel Liebe zum Detail ist die bekannte Geschichte von Peter Pan auf Papier gebracht worden.

James Matthew Barrie
Peter Pan in Kensington Gardens
215 Seiten
erschienen im August 2011
im Verlagshaus Mescheryakov / Idmi
ISBN 978-3902755148

illustriert von Arthur Rackham

Schon das Format fällt aus dem Rahmen. Mit fast 30 cm kein Buch für unterwegs. Doch mit dem festem, hochwertigen Einband kann man sich gut in einen Ohrensessel kuscheln und einer Kinderschar vorlesen. Dafür ist die Geschichte von Peter Pan wie gemacht.
Das Buch lädt nicht nur zum Lesen, sondern auch zum kucken und anfassen ein. Schon das Cover zeigt, was den Leser erwartet, wundervolle Zeichnungen von Arthur Rackham. Ein düsterer, filigraner Wald umrankt den Titel. Die erhabenen Linien lassen sich mit den Fingerspitzen ertasten.
Das Motiv des Waldes zieht sich durch das gesamte Buch. Jeder Seitenrand zeigt ein wenig von den Ästen und Beeren, die dann in ein auf alt getrimmtes Papier verlaufen. Er dient auch als Hintergrund für die vielen Illustrationen, welche die Geschichte von Peter Pan lebendig werden lassen.

Die Geschichte erzählt nicht von dem lustigen Peter Pan, den wir aus Nimmerland kennen. J.M.Barrie erzählt, wie der Junge, der nicht erwachsen werden wollte, verloren ging. Die Geschichte ist ernster und manchmal ein bisschen traurig, aber nicht düster, denn der Ich-Erzähler ist selbst ein Junge, der die Geheimnisse des Kensington Garden ergründen möchte.  Neben der schönen alten Ausdrucksweise fällt auf, wie nahe dem Kindermund die Geschichte erzählt wird. Die Logik eines Kindes ist noch aus der Fantasie geboren nicht aus den Regeln, die man in der Schule lernt. So werden die Baby von den Vögeln ausgebrütet und zu den Müttern gebracht, die Elfenkönigin verlegt manchmal die Schließung des Park vor, damit sie länger tanzen kann, welke Blätter vergnügungssüchtig sind und die Elfen untänzlich, wenn sie traurig sind.

Ich wollte mich hinsetzten, in den besagten Ohrensessel und eine Meute Kinder um mich scharen und ihnen die Geschichte vorlesen, ich muss zugeben, nur für mich allein,fühlte ich mich etwas zu erwachsen für die Handlung. Aber die Handlung ist hier zwar nicht Nebensache, aber doch nicht alles, was das Buch ausmacht. Das Buch ist für Liebhaber, denn es feiert das Buchsein, mit allem was die Literatur zu bieten hat. Eine schöne Sprache, bezaubernde Illustrationen, opulente (das Wort hab ich in einer anderen Rezi auf Amazon gelesen und es passt einfach perfekt) Gestaltung.
Ein Stern fehlt, weil es eben alles ist, nur nicht einfach nur ein Buch zum lesen. Für mich ist es eine Spur zu viel Kunstwerk, aussergewöhnlich und wunderschön.

„Als das erste Baby der Welt zum ersten Mal lachte, brach sein Lachen in abertausend Stücke auseinander, die alle durcheinander pften, und daraus entstanden die Elfen.“
S. 116 

Danke an Blogg dein Buch für dieses wunderschöne Rezensionsexemplar!
Wer sich das Buch zu sich ins Regal holen möchte, kann es direkt über den Verlag bestellen.

There was this moment in reading (S.279) when all was perfect sadly I really start crying. Not this noisy moisty sort of crying but silent little wet drops running down my check. I stopped reading the book cause i don’t want this moment go away. I want to dwell in this sadness a while longer, crying for Gus and Hazel and a friend I’ve lost.


Diese Rezension ist eine sehr persönliche, denn das Buch „The Fault in Our Stars“ (TFiOS) von John Green ist auf verschiedene Weise ein persönliches Buch für mich.

Die Youtuber unter euch verstehen vielleicht, wenn ich sagen, dass ich John Green kenne, auch wenn es wohl eine sehr einseitige Bekanntschaft ist. Seit 2007 bloggen John und sein Bruder Hank unter dem Namen Vlogbrothers auf ihrem Youtube Channel. Ich habe mit John zusammen den „Happy Dance“ getanzt, seinen Sohn größer werden sehen, mit ihm zusammen „The Great Gatsby“ gelesen.

Und dann ist da Esther († 25. August 2010)

Ihr widmet John Green sein Buch und auch wenn er betont, dass Hazel nicht Esther ist, kann ich jedoch lesen, wie sehr sie ihn inspiriert. Auch Esther habe ich per Youtube gekannt und meine Trauer über ihren Tod war nicht digital.

Vielleicht weil sie mir auf eindringliche Art eine Erinnerung an eine Freundin zurückgebracht hat, die über die Jahre zwar nicht verschollen war, aber geschliffen wurde. Eine schmerzliche Erinnerung, welche die vielen Jahre die schneidenden Ecken und Kanten genommen hatten.

Mich führt John Greens Buch also nicht nur in eine Welt voll von poetischen Worten, witzigen Dialogen und cleveren Aphorismen, sondern auch in meine eigene Vergangenheit. Verzeiht mir also, wenn ich ein bisschen sentimental werden sollte.

*

Hazel ist 16 Jahre alt und hat Krebs, Schilddrüsenkrebs mit Metastasen in der Lunge und ihr geht es nach eigener Aussage „okay“. So ok das Leben sein kann, wenn man 2 Jahre über seinen prognostizierten Tod hinaus lebt. In einer Selbsthilfegruppe für Tumorkranke trifft sie Augustus, genannt Gus, einen 17-Jährigen, der aufgrund eines Knochentumors sein rechtes Bein verlor.
Beide sind fasziniert voneinander. Gus bewundert Hazels schnippische Cleverness und Hazel… Hazel wird von seiner stürmischen Bewunderung, seiner lebensbejahenden Coolness mitgerissen zurück ins Leben. Außerhalb ihrer Tumor beschatteten Welt gibt es Videospiele und Musik, es gibt Amsterdam, Lachen, Blütenschnee, Champagner, Autofahren, Heldenmut und Gus.

*

„The Fault in Our Stars“ ist eine Liebesgeschichte, ist eine Krebsgeschichte, ist eine philosophische Reise. Wenn man über Jugendliche schreibt, die an Krebs sterben, ist es schwer nicht pathetisch zu werden, aber John Green schafft es. Er findet Worte, die manchmal ganz wundervoll poetisch sind, die der Traurigkeit eine Schönheit schenken, indem sie den Mut und die Stärke betonen, nicht die erdrückende Schwere.
Er hat ein Talent für Charakterzeichnungen, auch wenn sie alle manchmal nach dem John klingen, den ich aus den Videos kenne.
Doch ich bin schon zu verzaubert von der Sprache, als dass mich das stört. Ich bin kein großer Zitatesammler, aber dieses Buch bietet einen Schatz an Sätzen, die mich berührten.

Dieses Jugendbuch ist nicht nur für Jugendliche, sondern für jeden der intelligente Bücher mag. Ich schwärme schon seit den ersten Seiten und kann es natürlich auch Euch nur wärmstens ans Herz legen.

Es ist bemerkenswert was man erreichen kann mit Charisma und Liebenswürdigkeit. John Green, zusammen mit seinem Bruder Hank, nutzt die Popularität „to decrease WorldSuck“.

Project for Awesome

Don’t Forget To Be Awesome!

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Teil 16

Freiheit

Vallaria starrt in die Sonne bis ihr die Augen tränen. Sie liegt rücklings auf einer Wiese und gräbt ihre Zehen in die Erde. Mit einem zufriedenen Seufzer schließt sie die Augen und betrachtet das Nachbild auf ihrer Netzhaut. Ihre Gedanken wandern zurück ins Labor. Die Informationen, die sie erhalten hat, sind lückenhaft. Besonders eine Sache lässt sie nicht los. Wie ist das Labor an das genetische Material vom Weltenbaum gekommen? In den Unterlagen wird als Quelle der Name Hyphen angegeben, doch es gibt keinen weiteren Bezug. Ihre Recherche der Datenbank des Konzerns hat nur einen Querverweis ergeben. Wie es scheint, war jemand mit diesem Namen auch ausschlaggebend für die Umsetzung ihres Experimentes. Bisher ist es Val nicht gelungen, ihn ausfindig zu machen. Da hat jemand alle Spuren gründlich vernichtet. Sie verdankt es nur ihrer Gründlichkeit, dass sie einen Anhaltspunkt fand.

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nacht für nacht

28. Feb 2011

Manche Stunden umgibt eine Düsternis
Wolken verdunkeln mein Gemüt
und salzige Nässe verschleiert meinen Blick

dann kriechen unbedacht gesprochene Worte
kalt unter die Haut
und in meiner Seele gerinnt Ungesagtes
zu bittren Brocken

an solchen Tagen
tanzt auf jedem Sonnenstrahl
die Einsamkeit

doch in der Nacht
stehlen sich zwischen Wolken tausende Lichter hervor
vertreiben die Schatten meiner Gedanken

nacht für nacht
endet ein Tag
beginnt
Neues

Es ist gar nicht so einfach, ein Buch zu lesen, in dem es nur die wörtliche Rede gibt.
Als läge man im Koma und kann nur hören, was um einen herum passiert. Alles ist so präsent, weil alle anderen Sinne ausgeschaltet sind und nur noch der eine Sinn, der mit dem man die Worte wahr nimmt, ausgebildet, ja verschärft ist.
Ohne die Pausen von Zwischenteilen, Erzählungen und ungefährlichen Beschreibungen schreibt sich, so scheint es mir, alles irgendwann in GROSSBUCHSTABEN. Die Stimme des Autor wird zum Schreien, direkt in meinem Kopf.Hotschnig - Leonardos Hände

Nach der Fahrerflucht treibt es Kurt immer wieder zum einzig Überlebenden des Unfalls. Anna liegt im Koma und in seiner Fantasie malt er sich Gespräche mit ihr aus. Versucht seine Schuldgefühl zu bewältigen.

„Ich bin noch nicht tot, Kurt, auch wenn du dich bis jetzt nicht um mich gekümmert hast. Gekümmert hast du dich, ja, in deinem Kopf. Nicht um mich. Nur um dich. Bis jetzt hast du dich nur um dich gekümmert, um deine lächerliche Angst vor dir selber und um dich selbst.“

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Hannas Brot

16. Jul 2010

Für alle die nicht gern am Bildschirm lesen, habe ich hier eine PDF zum Download

Die Düfte der Nacht tragen ihm die Gefühle und Sehnsüchte der Menschen im Dorf zu. Sie liegen in der Luft und er kann sie schmecken. Es sind feine Nuancen zwischen der Süße des Flieders und dem erdigen Aroma des erhitzen Bodens. Er kann nicht erklären, wieso er so viel mehr riecht und schmeckt. Die meisten Dorfbewohner meiden ihn. Sie glaubten, er könnte ihre Gedanken lesen und das ist ihnen unheimlich. Deshalb ist er meist allein unterwegs.

In der Nacht schleicht er durch die Gassen des Dorfes, auf der Suche nach etwas Essbarem. Am liebsten ist er bei der kleinen Bäckerei, weil die Reste des Tages immer in einem Körbchen auf der Fensterbank liegen. Schon als er über den Zaun klettert, kann er es schmecken, die Trauer und Verzweiflung, die über dem Haus hängt. Licht dringt durch die Spalten in den dichten Vorhängen, als der Nachtwind sie bewegt. Das ist ungewöhnlich. Normalweise liegt das Bäckerpaar um diese Uhrzeit im Bett. Er lauscht gern den sanften Atemzügen der freundlichen Frau, bevor er sich etwas aus dem Körbchen stibitzt. Aber heute hört man leises Gemurmel und ein tiefes Schluchzen. Die Neugierde treibt ihn näher heran. Er möchte nur einen kurzen Blick hinter die Vorhänge werfen. Er macht sich Sorgen um die Bäckerin. Sie ist so zart gebaut. In letzter Zeit erschien sie ihm besonders zerbrechlich und sie roch so gut. Durch das Fenster kann Ferreck sie nicht sehen. Als er die Tür hört, schreckt er zurück. Er fühlt sich ertappt und starrt auf den Bäcker, der ihn aus geröteten Augen betrachtet. Der Bäcker sieht den Jungen, doch in Gedanken ist er bei seiner Frau und dem Glück, dass er für eine kurze Weile hatte spüren dürfen.

*

Lorenz betrachtete seine Frau mit einem Lächeln. Sie war so wunderschön mit dem runden Bauch. Bald schon würden sie zu dritt sein.
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geflüstert: glas

25. Mär 2010

zum Text

John Updike - Die Witwen von Eastwick

John Updike - Die Witwen von Eastwick

Jane, Alex und Sukie sind wieder da.

John Updike und seine 3 Grazien sind für einen letzten Sommer zurück nach Eastwick gekommen. Darauf habe ich Jahre gewartet und gefreut und nun sind sie da.
John Updike füllt diesen Roman mit einer Vielzahl von interessanten Themen. Angefangen bei den Reisen der Witwen durch Kanada, Ägypten und China bis hin zu den sozialen Themen Freundschaft, Familie, Altern und Tod, sogar einen Abstecher in die Physik mit den Elektronen, Neutronen und Protonen, die sich wie Menschen abstoßen und anziehen. Das Wiedertreffen mit den 3 Frauen, die mich in meiner Jugend stark beeindruckt und beeinflusst haben, war zugleich schön und auch traurig, denn sie sind alt geworden meine 3 Grazien.

Alle drei wenden sich nach ihrem herrlich skandalösem Treiben in der Van-Horn Villa von Eastwick ab und finden in verschiedenen Städten zurück in die Gesellschaft. Jede heiratet und erst nach dem Tod ihrer Männer finden sie wieder zusammen. Erst allein, dann zu zweit und schlußendlich, nachdem auch Sukie zur Witwe geworden ist, auch zu dritt erkunden sie erst die Welt und dann Eastwick. Doch hier hat man sie nicht vergessen.

John Updikes Sprache ist ausschweifend und bildreich. Doch was im Original noch melodisch und kunstvoll wirkt, ist im deutschen leider oft kompliziert und anstrengend. Teilweise werden stimmungsvollen Beschreibungen der Reiseorte zu langatmigen Schulstunden, während ich darauf warte, dass die 3 Hexen zueinander finden oder wissen möchte, was sie denn nun gemeinsam aushecken werden.

Waren „Die Hexen von Eastwick“ noch ein Ausbruch an Energie, eine Ode an die Freude und am Leben, finde ich hier einen Autor, der das Leben kennt und die Menschen durchschaut und dem es gelingt mit treffenden Sätzen ihre Eitelkeiten darzustellen nicht ohne den Humor zu verlieren. Doch fühle ich mich ein wenig erdrückt von der Last des Alterns, die Schwere der Glieder und der Bitterkeit des Todes. Vielleicht bin ich zu jung um mit dem Thema so selbstverständlich umzugehen oder werde es nie können wie Updike, doch auch den 3 Hexen scheint die Leichtigkeit verloren gegangen zu sein. Obwohl alle drei ihre Zauberkünste wieder anwenden, versucht niemand von ihnen zu fliegen, nicht einmal Jane. Ich einnere mich, dass es dazu die Leichtigkeit eines Lachen bedarf.

Wer sich also auf ein fröhliches Hexentreffen gefreut hatte, dem möchte ich hier lieber abraten. Doch Updike ist ein Künstler was die Darstellung der Menschen betrifft. Seine interessanten Beobachtungen von Selbstdarstellung und Selbstbetrachtung sind nicht immer schmeichelhaft, doch manchmal amüsant und immer wundervoll treffend beschrieben.

Nur 2 von 5 Sternen, weil es mich schmerzt sie so zu sehen, die ehemals so lebenslustigen und stolzen Frauen, die Hexen von Eastwick. Und trotzdem, wenn man weiß, worauf man sich einlässt, kann ich das Buch empfehlen.

Abschied

03. Feb 2010

>>Liebster, was bist du so traurig? Uns war beiden klar, dass einer von uns zuerst gehen wird. Du warst immer der stärkere von uns beiden. Du wirst auch auch ohne mich klar kommen.<<
Ein Beben geht durch den Körper des alten Manns, der einsam an einem offenen Grab steht.
Seine sonst so aufrechte Gestalt ist müde zusammengesunken und die Schultern hängen herab. Die kleine Lichtung ist völlig leer. Nur zwei hochgewachsene Kiefern leisten ihm in dieser Einsamkeit Gesellschaft.
>>Es schneit… sieh nur Liebster, wie schön der Schnee herab sinkt. Der erste Schnee des Jahres… Du hast es mir nie gesagt, warum es dir der liebste Tag des Jahres ist. Aber ich wusste es von Anfang an.<<
Ein kurzes Lächeln huscht über das Gesicht des Mannes. Flüchtig wie die Eisblumen im Licht des Morgengrauens, doch die Trauer übermannt ihn schnell wieder. Kraftlos schlägt er die Augen nieder und die Tränen, welche er bisher mühsam zurückgehalten hat, fließen nun unaufhaltsam. Sein Weinen ist still und Erdbeben-artig wird sein Körper wieder und wieder von Emotionen durchgeschüttelt.
>>Ja ich weiß es und aus dem selben Grund liebe auch ich den ersten Schnee. Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern. Der Schnee war so leicht und ich versuchte ein paar Flocken mit dem Mund zu fangen. Ich bin gestolpert und musste mit den Armen rudern, um den Halt nicht zu verlieren. Dann bin ich direkt in deine Arme gefallen. Und ich vergesse nie, was du zu mir gesagt hast.<<
Der Witwer hebt das Gesicht in den Federschnee. Mit geschlossenen Augen spürt er, wie die Flocken auf seiner warmen Haut landen und in den Spuren seiner heißen Tränen schmelzen.
>>Ich werde mich in dich verlieben.>> murmelt der Mann in den wispernden Wind.
>>Ja, das hattest du gesagt. Von deinem schelmischen Grinsen sind mir die Knie ganz weich geworden. Wenn du mich nicht gehalten hättest, wäre ich in den Schnee gefallen.<<
Der alte Mann holt ein weißes Taschentuch hervor und wischt sich über das blasse Gesicht. Dunkle Schatten liegen unter seinen Augen. Aus der anderen Manteltasche nimmt er eine Blüte. Eine hellblaue kleine Aster.
>>Ich habe diese Geschichte wieder und wieder erzählt. Und du bist nie müde geworden mir zuzuhören. Ich werde dein Lächeln vermissen, mein Liebster.<<
Stumm starrt der Mann ins Grab. Die Hände sind zu Fäusten geballt. Die Blüte ragt daraus hervor wie ein winziges Schwert.
>>Du musst Abschied nehmen. Du kannst nicht ewig hier stehen bleiben. Wir haben schon einmal eine Zeit ohne den anderen erlebt. Du bist stark, du wirst es wieder schaffen. Wie habe ich mir die Augen nach dir ausgeweint, als du zum Studium nach Oxford gegangen bist. Auf meinem Nachttisch stand das Bild von dir vor dem Blackwell’s Bookstore und ich habe es jede Nacht vor dem Einschlafen angesehen . Aber es waren deine Worte beim Abschied, die mich aufrecht gehalten haben.<<
Ein Schluchzen hallt über die einsame Wiese, unerhört laut gegen die Stille des Tages. Nur langsam öffnet er seine Hände und lässt die Blume in das offene Grab fallen.
>>Ich werde immer bei dir sein.<< flüstert er mit gebrochener Stimme.
Zögernd dreht er sich um und geht.
>>Und ich immer bei dir, Liebster.<<

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Fingerübung
Muse Kubine:

1.Oxford 2.Geschichte 3.verlieben 4. rudern 5.Blackwell’s Bookstore