Alois Hotschnig – Leonardos Hände ****(4/5)
29. Sept 2010
Es ist gar nicht so einfach, ein Buch zu lesen, in dem es nur die wörtliche Rede gibt.
Als läge man im Koma und kann nur hören, was um einen herum passiert. Alles ist so präsent, weil alle anderen Sinne ausgeschaltet sind und nur noch der eine Sinn, der mit dem man die Worte wahr nimmt, ausgebildet, ja verschärft ist.
Ohne die Pausen von Zwischenteilen, Erzählungen und ungefährlichen Beschreibungen schreibt sich, so scheint es mir, alles irgendwann in GROSSBUCHSTABEN. Die Stimme des Autor wird zum Schreien, direkt in meinem Kopf.
Nach der Fahrerflucht treibt es Kurt immer wieder zum einzig Überlebenden des Unfalls. Anna liegt im Koma und in seiner Fantasie malt er sich Gespräche mit ihr aus. Versucht seine Schuldgefühl zu bewältigen.
„Ich bin noch nicht tot, Kurt, auch wenn du dich bis jetzt nicht um mich gekümmert hast. Gekümmert hast du dich, ja, in deinem Kopf. Nicht um mich. Nur um dich. Bis jetzt hast du dich nur um dich gekümmert, um deine lächerliche Angst vor dir selber und um dich selbst.“
„Wer hat verloren?
Du, Dich? Ich, mich?
Oder Oder wir uns?Jeanny, quit livin‘ on dreams
Jeanny, life is not what it seems „
(Zitat aus Jeanny, Part I, Falco, geisterte mir während des Lesens im Kopf herum)
Es sind 9 Alpträume, aus denen man völlig verunsichert erwacht, gerade bevor etwas Grauenvolles passiert.