George Mann – Affinity Bridge ***(3/5)

19. Mär 2012

Fast würde ich es gute Fanfiction nennen. Jedenfalls scheint mir, als habe der Autor hier all die Dinge zusammen getragen, die er selbst am liebsten mag. Der klassische Krimi wird mit Steampunk gemischt und mit Zombie Apokalypse und einer Spur Action gewürzt. Und zählt eine mechanisch gepimpten Queen Victoria eigentlich schon zu SciFi?

George Mann
Affinity Bridge
448 Seiten
erschienen im September 2011
Piper Fantasy
ISBN 978 – 3492702386

Sir Maurice Newbury ist im Auftrag der britischen Krone, unterwegs und ermittelt in den außergewöhnlichen Fällen. In ihm finde ich so viele meiner Lieblingsfiguren wieder, das Britisch-Aristokratische eines Lord Peter Wimseys, z.B., ohne jedoch an dessen Lässigkeit heran zu reichen. Genauso wenig kann leider Newburys Assistentin Veronica Hobbes Wimseys Partnerin Harriet das Wasser reichen. Auch erkenne ich den großen Sherlock Holmes – aber eher aus den Guy Ritchie Filmen, als den Conan Doyle Büchern – in Newburys Enthusiasmus gegenüber der Technik, der dunklen Leidenschaft für Drogen und der aufkommenden Unruhe, wenn es nichts zu tun gibt, allerdings fehlt ihm Holmes Genialität. Im Gegenteil, manchmal wirkt der gute Mann etwas schwer von Begriff. Ich finde außerdem noch ein wenig von Indianer Jones und James Bond in Newburys Persönlichkeit und, fast hätte ich es vergessen, natürlich, John Sinclair. Hier, muss ich sagen, ist George Manns Buch sprachlich dem Original ein wenig voraus.

Steampunk, Zombies und klassischer, britischer Krimi, wie passt das zusammen? Eigentlich überraschend gut.

1901: In einem nebeligen London sterben die Menschen in dem ärmlichen Viertel Whitechapel. Die Menschen haben Angst vor dem Geist eines Polizisten, der die Morde begehen soll. Wenn es um Geister geht, ist Newbury in seinem Element, denn das Mystische, das Übernatürliche ist sein Spezialgebiet. Doch bevor er dem Chief Inspector von Scotland Yard bei diesem Fall helfen kann, stürzt eines der dampfbetriebenen Dampfschiffe ab, die Londons Himmel bevölkern. Die Königin persönlich setzt Newbury auf diesen Fall an.

Oh, und dann gibt es noch die Zombies, die Londons Straßen unsicher machen. Sie haben zwar nur bedingt etwas mit der Handlung zu tun, machen aber Spaß und Spaß muss sein.

Eigentlich ist die trashige Ansammlung der coolsten Details aus Buch und Film wirklich unterhaltsam zu lesen und lässt mein Nerd-Herz höher schlagen. Doch leider ist der Schreibstil unglaublich bevormundend. Man überlässt es mir nur selten selbst, die Situation oder Person zu begreifen. Lässt der Autor zB. die Assistentin Veronica seufzen, die Augen niederschlagen und sich in den Stuhl sinken, ist es nicht meiner Fantasie überlassen, in ihr die Erschöpfte zu erkennen. Der Autor will anscheinend kein Risiko eingehen, dass womögliche falsche Eindrücke aufkommen und schreibt sicherheitshalber noch einmal explizit, wie abgekämpft die nette Dame ist. Das ist auf die Dauer ermüdend. Und dann sind da diese Kampfszenen. …

„Er legte sein ganzes Gewicht in den Stoß und durchbohrte den Leib des Wesens. Das Schwert drang tief ein, sogar das Heft versank im Bauch der Kreatur. Er drehte die Klinge herum und bemühte sich verzweifelt, das böse Geschöpf aufzuhalten und irgendeine Art von Reaktion zu erzwingen. Unbeeindruckt stürmte das Ungeheuer weiter auf Hargreaves los, der inzwischen die Klinge fahren gelassen hatte und mit bloßen Händen auf das Gesicht des Gegners einschlug, während er sich zugleich wand, um den Raubtierklauen des Angreifers zu entgehen. Nicht lange und er zuckte nur noch anfallartig, denn er hatte nichts ausrichten können, und das Wesen hatte ihn an sich gezogen und ihm mit einem einzigen schrecklichen Schnappen die Kehle herausgerissen.

Entsetzt zog Coulthard den Säbel zurück und schlug nach dem Angreifer, der den erschlafften Körper seines Freundes festhielt.“

Nach allem was passiert, kann er den Säbel, der tief in den Gedärmen des Monsters steckt, hinausziehen?

Naja vielleicht fehlt es mir einfach an Fantasie den von George Mann beschriebenen Bewegungsablauf nachzuvollziehen. Auch ein späterer Kampf auf dem Dach einer fahrenden Strassendampflok spielt sich ähnlich ab. Wobei … als schnelle Action-Filmszene würden die Kämpfe bestimmt gut aussehen.

Der Auftakt zu einer neuen Streampunk – Krimreihe ist kein Buch zum Nachdenken und auch nicht um in einer schönen melodischen Sprache zu schwelgen. Aber es ist unterhaltsam und mit vielen „Das kenn ich doch“- Momenten gespickt.

George Mann

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