Zauberhaft!

Damit ist eigentlich schon alles gesagt, manchmal braucht es nicht mehr Worte.


Nein, so kann ich das nicht stehen lassen. Denn die Neuauflage des Klassikers vom Verlagshaus Meshcheryakov ist wirklich ein ganz besonderes Kleinod. Mit viel Liebe zum Detail ist die bekannte Geschichte von Peter Pan auf Papier gebracht worden.

James Matthew Barrie
Peter Pan in Kensington Gardens
215 Seiten
erschienen im August 2011
im Verlagshaus Mescheryakov / Idmi
ISBN 978-3902755148

illustriert von Arthur Rackham

Schon das Format fällt aus dem Rahmen. Mit fast 30 cm kein Buch für unterwegs. Doch mit dem festem, hochwertigen Einband kann man sich gut in einen Ohrensessel kuscheln und einer Kinderschar vorlesen. Dafür ist die Geschichte von Peter Pan wie gemacht.
Das Buch lädt nicht nur zum Lesen, sondern auch zum kucken und anfassen ein. Schon das Cover zeigt, was den Leser erwartet, wundervolle Zeichnungen von Arthur Rackham. Ein düsterer, filigraner Wald umrankt den Titel. Die erhabenen Linien lassen sich mit den Fingerspitzen ertasten.
Das Motiv des Waldes zieht sich durch das gesamte Buch. Jeder Seitenrand zeigt ein wenig von den Ästen und Beeren, die dann in ein auf alt getrimmtes Papier verlaufen. Er dient auch als Hintergrund für die vielen Illustrationen, welche die Geschichte von Peter Pan lebendig werden lassen.

Die Geschichte erzählt nicht von dem lustigen Peter Pan, den wir aus Nimmerland kennen. J.M.Barrie erzählt, wie der Junge, der nicht erwachsen werden wollte, verloren ging. Die Geschichte ist ernster und manchmal ein bisschen traurig, aber nicht düster, denn der Ich-Erzähler ist selbst ein Junge, der die Geheimnisse des Kensington Garden ergründen möchte.  Neben der schönen alten Ausdrucksweise fällt auf, wie nahe dem Kindermund die Geschichte erzählt wird. Die Logik eines Kindes ist noch aus der Fantasie geboren nicht aus den Regeln, die man in der Schule lernt. So werden die Baby von den Vögeln ausgebrütet und zu den Müttern gebracht, die Elfenkönigin verlegt manchmal die Schließung des Park vor, damit sie länger tanzen kann, welke Blätter vergnügungssüchtig sind und die Elfen untänzlich, wenn sie traurig sind.

Ich wollte mich hinsetzten, in den besagten Ohrensessel und eine Meute Kinder um mich scharen und ihnen die Geschichte vorlesen, ich muss zugeben, nur für mich allein,fühlte ich mich etwas zu erwachsen für die Handlung. Aber die Handlung ist hier zwar nicht Nebensache, aber doch nicht alles, was das Buch ausmacht. Das Buch ist für Liebhaber, denn es feiert das Buchsein, mit allem was die Literatur zu bieten hat. Eine schöne Sprache, bezaubernde Illustrationen, opulente (das Wort hab ich in einer anderen Rezi auf Amazon gelesen und es passt einfach perfekt) Gestaltung.
Ein Stern fehlt, weil es eben alles ist, nur nicht einfach nur ein Buch zum lesen. Für mich ist es eine Spur zu viel Kunstwerk, aussergewöhnlich und wunderschön.

„Als das erste Baby der Welt zum ersten Mal lachte, brach sein Lachen in abertausend Stücke auseinander, die alle durcheinander pften, und daraus entstanden die Elfen.“
S. 116 

Danke an Blogg dein Buch für dieses wunderschöne Rezensionsexemplar!
Wer sich das Buch zu sich ins Regal holen möchte, kann es direkt über den Verlag bestellen.

Teil 2
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Teil 4

Es ist dunkel.
Selbst die sensiblen Augen des Elfen können nichts erkennen und im ersten Moment denkt Fabales, er wäre tot. Erleichterung prickelt in seinen Fingerspitzen. Wenn er wahrhaftig tot ist, müsste er diesen Schmerz nicht weiter ertragen.

Doch die Schatten flüstern leise Shanias Namen, nur um ihn zu quälen.

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Das Buch ist ein Traum. Es ist mystisch, verworren, voller Bilder und Andeutungen und manchmal völlig unlogisch. Nach dem Aufwachen verlieren sich schnell die Details und irgendwie versuche ich zu verstehen, was der Traum bedeuten sollte. Also versuchen wirs es doch einfach mal mit einer Traumdeutung:

Ich träumte:

Charles Unwin kann man wohl zu recht den besten, zuverlässigsten und akkuratesten Schreiber der Agentur nennen, auch wenn er selbst dem wohl nicht zustimmen würde. Die Agentur ist eine Detektei und sorgt in Unwins Stadt für Ordnung und Sicherheit. Doch obwohl es sonst nicht seine Art ist, weicht er schon seit ein paar Tagen von seiner morgentlichen Routine ab und fährt vor der Arbeit zum Bahnhof, um sich dort einen schrecklichen Kaffee zu kaufen und von Weitem die Dame in dem karierten Mantel zu beobachten. Dort gerät sein Leben plötzlich völlig durcheinander, man befördert ihn zum Detektiv. Unwin, dessen höchster Ausdruck von Ausgelassenheit es ist, auf Socken durch seine Wohnung zu rutschen oder einen besonders passenden Titel für eine Fallakte zu finden, ist mit dem Gedanken überfordert. Er beschließt diesem Fehler nachzugehen und so schnell wie möglich zu korrigieren. Dabei stolpert er in immer erstaunlichere Situationen. Der Detektiv, für den er zuständig war, ist verschwunden, der Wächter ermordet, in dem Wanderzirkus, der nicht wandert gehen merkwüdige Dinge vor und bald ist auch die Stadt in einem Alptraum gefangen. Unwin muss in den Tiefen der Detektei suchen, um zu erfahren wo sich sein Detektiv aufhält, denn er hofft, dass er dann endlich wieder nur Schreiber sein kann. Begleitet wird Unwin von Auszügen aus dem „Handbuch der Detektive“ das ihm anfangs überreicht wird, damit er sich in seinem neuen Aufgabengebiet besser zurecht finden kann. Mit Geschriebenem Wort kennt sich Unwin aus, es vermittelt ihm Sicherheit, denn Fakten lügen nicht. Aber bald erkennt der Schreiber, dass selbst seine eigenen Akten ein dunkles Geheimnis verbergen, denn vieles steht zwischen den Zeilen, man muss es nur zu lesen wissen.

Ein Deutungsversuch:

Die Stadt wirkt bekannt und gleichermaßen fremd. Die Figuren sind voller Geheimnisse, die es zu ergründen gilt. Und man stürzt sich mit Unwin zusammen in ein Abenteuer. Mich erinnert das „Handbuch“ ein bisschen an „Alice im Wunderland“, eine Geschichte, die ich liebe, und tatsächlich erzählt Berry in einem Interview, dass Unwinn sowohl etwas von Alice als auch dem weißen Kaninchen hat. Und ich denke, später findet der Detektiv, der lieber ein Schreiber wäre, sogar etwas vom Merzhasen in sich.
Anfangs wirkt fast alles in Berrys „Handbuch“ auffallend tiefgründig und mysteriös. Besonders seinen Hang zu bedeutungsvollen Namen bewirkt, dass man sich bald bei jeder Kleinigkeit fragt, was sich hinter dieser Formulierung verbergen kann. Da ist die Agentur, deren Gebäude sich über die Stadt erhebt und so dominant ist, dass Unwin froh ist, darin zu arbeiten, damit er es nicht jeden Tag sehen muss. Und so klar strukturiert das sichtbarer Gebäude und die Abteilungen ist, um so höhlenartiger erstreckt sich die Agentur unterhalb des Erdgeschosses. Wie ein Ameisenbau erscheint mir die Agentur, mit den drohnenartigen Unterschreibern und den königlichen Hauptschreiberinnnen. Mit poetischer Sprache erschafft Berry Spannung, die zum Weiterlesen animiert. Berry spielt mit den Klischees der Krimis aus den zwanziger Jahren. Anfangs amüsant, aber ist es auch sehr anstrengend. Irgendwann fühle ich mich, wie ein Hamster in einem Drehrad. Nichts scheint sich wirklich aufzulösen. Immer tiefer verwirren sich die Handlungsfäden, werden wiederholt und neu miteinander verknüpft. Ich folge hilflos der Spur, frage ich mich, warum Unwin vorgeblich nichts zu begreifen scheint oder begreifen will. Zum Ende hin gibt es immer wieder Situationen, in denen die Reaktionen der Figuren nicht nachvollziehen kann. Wie ist es möglich, dass so eine zaghafte Persönlichkeit, wie Unwin, einen Menschen töten kann und es ihn nicht weiter beschäftigt. Der angebrandte Haferbrei des Morgens scheint ihn mehr zu verstören.
Hat der Autor selbst in den Wirren seines Traumes den Faden verloren? Die interessanten Ansätze gehen verloren in Berrys Bemühen, die Geschichte ganz besonders mystisch zu machen.

Das jedoch ist nur meine Version der Wahrheit. Aber jeder muss selbst erkennen, was der Traum für ihn bedeutet.
Für mich bleibt vieles ungeklärt, „Doch wenn alles durchschaubar ist, dann ist auch nichts mehr sicher, …“ S.358

interessante Links zum Buch:

Webseite des Buches
http://www.thirdarchive.net/book.html

Berrys Blog
http://www.thirdarchive.net/blog/

Interview mit Berry bei bookslut
http://www.bookslut.com/features/2009_04_014317.php

Audio-interview
http://www.dw-world.de/dw/episode/0,,5700226,00.html?maca=en-twitter_en_culture-4009-xml-mrss

Erwachen

19. Feb 2010

Ich greife nach den Wasserpflanzen.Versuche verzweifelt zu verhindern, dass es mich aus der Tiefe hinauf treibt. Panisch wickle ich mir die Schlingpflanzen um die Hand, doch die glatte Oberfläche lässt sich nicht festhalten. Die scharfen Kanten schneiden tiefe Wunden in meine weichen Handflächen und den sensiblen Handrücken.

Das kraftlose Mondlicht schafft es nicht, sich durch die Wassermassen bis zum Boden des Sees hindurch zu kämpfen, darum ist es zu dunkel um zu sehen, wie sich das Blut mit dem Seewasser mischt. Aber ich kann die Süße und das Eisen auf meinen Lippen schmecken.

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Stille Nacht

30. Jan 2010

Stille Nacht

Stille Nacht

fliessen

28. Jan 2010

Manchmal kann ich nicht schlafen, dann stehe ich am Fenster und betrachte die Welt, die in der Nacht aller Farben beraubt, so ruhig und friedlich ist. Nichts bewegt sich, alles ist eingefroren in der Zeit. Ein Stillstand, der für einen kurze Moment eine Illusion erschafft. Frei von allen Zwängen und Erwartungen. Niemand der auf mich wartet, der etwas fragen will oder Bedingungen stellt, denn die Welt schläft.

Wenn dann die Farben zurück in die Welt fließen, aus dem Grau wieder Rot Blau und Grün werden, reißt es mich von den Füßen. Der Wecker klingt als zerreißt eine dünne Papierwand zwischen zwei Welten und ich verliere den Boden, stürze in den Fluß, der vor meinem Fenster vorbei fließt. Der wichtigste Punkt des Tages ist es nicht zu ertrinken. In der Nacht noch ein kleines befestigtes Flüsschen, reißt der Strom mich am Tage mit, versucht mich in Stromschnellen zu ersäufen, doch ich strample mit den Füße, schlage mit den Armen und kämpfe darum zu atmen. Ich sehe, wie ich an der Welt vorbei getragen werden, zu schnell als dass ich reagieren könnte. Es sind nicht meine Entscheidungen. Der Fluß beschließt wo ich hin getragen werde. Meine Entscheidung ist einzig nicht zu ertrinken, nicht aufzugeben in den Fluten. Die Kraft reicht nicht, um gegen die Strömung zu kämpfen und an ein Ufer zu schwimmen. Manchmal höre ich Stimmen, die mir zurufen nicht aufzugeben, doch niemand traut sich in die Strudel, die mich umgeben. Niemand der mich rettet, aus Angst mitgerissen zu werden. Oder aus Gleichgültigkeit.

Die Muskeln beginnen zu schmerzen und es ist kalt. Die Sonne reicht nicht in das dunkle Wasser, verbrennt mir jedoch die Stirn und das Gesicht. Niemals habe ich versucht zu schreien, um Hilfe zu schreien, die Kraft ist zu kostbar. Ich muss damit sparsam um gehen. Bald werden mir die Arme lahm und die Beine. Das Wasser ist zu unruhig um auf dem Rücken zu treiben und ich will nicht, dass man mich so sieht, wie ich aufgegeben habe und mich treiben lasse. Manchmal winke ich und tue so, als ob ich es genieße, den Anschein wahren. Ich mache es der Welt leicht zu vergessen, dass ich drohe unter zu gehen. Ich treibe nun schon so lange in dem Fluß, dass man es leid ist, mir dabei zu zuschauen. Ich bin es selbst leid. Wenn das Wasser nicht zu wild ist, schaffe ich es bei einer Gabelung meinen eigenen Weg zu wählen, fast… immer nur fast, denn der Fluss ist stärker. Wie sollte ich auch dagegen an kommen. Ich bin allein, das Wasser besteht aus vielen einzelnen Tropfen, die zusammen halten.

Meine Füße haben den Boden berührt, ich atme auf. Fast schon hätte ich es aufgegeben gegen die Strömung zu kämpfen, gegen das Wasser. Ich glaube, ich werde es schaffen.

Dann reißt eine Welle mich wieder mit. Ich hatte nicht genügend Zeit mich auszuruhen, ich hatte noch nicht genügend Kraft ihr zu widerstehen.

Das Wasser wird trüber und immer wieder schlägt mir Treibholz gegen das Gesicht, den Bauch, die Beine. Ich habe aufgehört mit den Beinen zu strampeln. Die Kraft reicht einfach nicht mehr dazu aus. Wichtig ist nur noch, das Gesicht über Wasser zu halten und sich nicht zu verschlucken.
Bald bin ich am Meer. Ich kann es schon riechen. Und der Fluss ist breiter geworden. Ich kann kaum noch die Ufer erkennen in der Dämmerung. Sie sind viel zu weit weg. Nun dringen auch keine Stimmen mehr zu mir. Nur noch ich und das Geräusch des Wasser. Dieses ewige Plätschern macht mich müde, zermürbt mich.

Das Meer ist riesig und die Wellen sind erschreckend hoch. Nun ist mir egal, was man denkt. Ich lege mich auf den Rücken, lasse mich treiben.
Toter Mann

Ein Geräusch zerreißt eine Papierwand zwischen zwei Welten.