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Hey, das ist mein Blog und da kann ich entscheiden, ob mir eine Bewertung nicht ausreicht. Hier brauchte ich nunmal 2 Bewertungen {:

Ich mag die Bilder von Gerald Brom. Sie sind düster, makaber, fantasievoll. Er hat für meine Lieblingskartenspiele (Kennt das noch jemand? Magic – the Gathering) gezeichnet und meine Lieblingsrollenspiele. Und im Internet kursieren viele seiner Fantasybilder als Avatare.
Ich war völlig überrascht, als ich erfuhr, dass ich gerade ein Buch von ihm gelesen hatte.
Sein drittes Buch ist inspiriert von der Geschichte um Peter Pan.

BROM - der Kinderdieb

BROM - der Kinderdieb

Peter ist ein Kind des Waldes, ganz anders als die Menschenkinder, mit spitzen Ohren und goldenen Augen und noch immer ein Baby, als er zu Sprechen beginnt. Aus Angst verstößt ihn seine menschliche Mutter und setzt ihn mitten im Winter im gefährlichen Wald aus. Doch er überlebt und findet nach einigen Jahren den Weg nach Avalon, der Insel der Dame.

Wir treffen Peter im heutigen New York wieder und er ist auf der Suche nach verlorenen Kindern. Es sind die Ungewollten, die Misshandelten, die Traurigen, die Einsamen, die Heimatlosen, die Peter sucht und durch den Nebel nach Avalon bringen will. Dort sollen sie zu seinen Teufeln werden, eine Bande wilder Kinder, die sich im Kampf üben. Denn Avalon ist im Krieg gegen die Fleischfresser und langsam vernichtet die Geißel alles Leben auf der Insel.

Es ist die dunkle Geschichte von Peter Pan, blutrünstig und verdorben. Es gab viele Lesemomente, an denen ich das Buch voller Grauen und teilweise angewidert beiseite legen musste. Wenn ein 6-jähriger Peter von einer Sumpfhexe sexuell angegriffen wird, geht das über meine Schmerzgrenze hinaus.
Trotzdem habe ich immer weiter gelesen. Die Geschichte der Dame des Sees, Königin von Avalon, und die alten Legenden, Peters Leben, seine Vergangenheit und der Kampf um das letzte magische Land, sind zu packend, als dass ich es bleiben lassen konnte.
Brom webt hier ein Gespinst aus Elfenhaar und Feenglitzerstaub, der in die dunkelsten Ecken der menschlichen Grausamkeit leuchtet. Die Sprache und die unerbittliche Brutalität machen die Botschaft des Buches teilweise mehr als deutlich. Ein wenig mehr Raffinesse hätte der Geschichte, meines Erachtens, gut getan. Vielleicht war es aber gerade deshalb packend wie ein Sog, aus dem es kein Entkommen gibt, bis zum tödlichen Ende, egal wie sinnlos es scheint.
Am Ende war ich enttäuscht, dass die Wahrheit zu nah an die Realität heran kommt.

War die Geschichte von J. M. Barrie noch ein fröhliches Kinderbuch mit kritischen Aspekten, rate ich davon ab Broms „Der Kinderdieb“ Kindern oder Jugendlichen in die Hand zu geben. Die Gewalt und sexuellen Anspielungen könnten sogar einigen Erwachsenen zu weit gehen. Was mir besonders nahe geht, ist der Zusammenhang mit Kinder, die entweder Opfer oder Täter sind.

Das Buch „Der Kinderdieb“ ist wie Broms Bilder düster und bedrückend. Für mich war es sowohl ein Highlight als auch abschreckendes Beispiel. Ich bin hin und hergerissen. Die Kapitel sind mit eindrucksvollen Schwarz/Weiß-Bildern unterteilt und in der Mitte des Buches gibt es zusätzliche Hochglanz Farbbilder. Für mich ist das eindeutig ein Pluspunkt.
Wer also nicht vor drastischer Darstellung von Gewalt an, von und mit Kindern zurück schreckt, der mag sich bitte selbst ein Bild machen.
Doch seid gewarnt! Peters Lächeln ist ansteckend, nicht einmal die Sterne können ihm widerstehen.

P.S.auf Amazon gibt es auch einen Teaser zu ankucken
Un Lun Dun - China Miéville

Un Lun Dun - China Miéville

Unlundun ist in Gefahr.
Doch die Prophezeiungen sprechen von einer Auserwählten, die kommen wird, um die Stadt und ihre Bewohner zu retten. Was aber ist, wenn die Auserwählte ihre Aufgabe vergisst? Was passiert, wenn das Buch der Prophezeiungen sich selbst für völlig nutzlos hält und die Propheten keine Ahnung mehr haben?

Ich bin wirklich begeistert von dieser Geschichte, die mich mit ihrem Einfallsreichtum regelrecht überflutet hat. Und obwohl ich mich gefühlt habe, wie auf einer spannenden Stadtrundfahrt, überall gab es etwas zu sehen, merkwürdige Gebäude und überraschende Wesen, schafft es China Miéville, dass ich die Handlung selbst nie aus den Augen verloren habe und ich mich am Ende des Buch nicht erschlagen fühlte.

Zu der deutschen Übersetzung kann ich nicht viel sagen, kann aber nur jedem empfehlen es im Original zu lesen. Aufgrund der empfohlenen Altersklasse von 9-12, ist es mit Kenntnissen von einfachem Schul-Englisch gut zu lesen. Ich kann mir kaum vorstellen wie der ein oder andere Wortwitz ins Deutsche übersetzt worden sein soll. Auch wenn ich schon einige Jahre mehr drauf hab, als die empfohlenen 12, hat mich die literarische Farbenpracht und die intensive Erzählweise in seinen Bann gezogen.

Ich bin auch Wochen nach dem Lesegenuss noch immer hoch begeistert und kann es nur jedem ans Herz legen.

geflüstert: glas

25. Mär 2010

zum Text

John Updike - Die Witwen von Eastwick

John Updike - Die Witwen von Eastwick

Jane, Alex und Sukie sind wieder da.

John Updike und seine 3 Grazien sind für einen letzten Sommer zurück nach Eastwick gekommen. Darauf habe ich Jahre gewartet und gefreut und nun sind sie da.
John Updike füllt diesen Roman mit einer Vielzahl von interessanten Themen. Angefangen bei den Reisen der Witwen durch Kanada, Ägypten und China bis hin zu den sozialen Themen Freundschaft, Familie, Altern und Tod, sogar einen Abstecher in die Physik mit den Elektronen, Neutronen und Protonen, die sich wie Menschen abstoßen und anziehen. Das Wiedertreffen mit den 3 Frauen, die mich in meiner Jugend stark beeindruckt und beeinflusst haben, war zugleich schön und auch traurig, denn sie sind alt geworden meine 3 Grazien.

Alle drei wenden sich nach ihrem herrlich skandalösem Treiben in der Van-Horn Villa von Eastwick ab und finden in verschiedenen Städten zurück in die Gesellschaft. Jede heiratet und erst nach dem Tod ihrer Männer finden sie wieder zusammen. Erst allein, dann zu zweit und schlußendlich, nachdem auch Sukie zur Witwe geworden ist, auch zu dritt erkunden sie erst die Welt und dann Eastwick. Doch hier hat man sie nicht vergessen.

John Updikes Sprache ist ausschweifend und bildreich. Doch was im Original noch melodisch und kunstvoll wirkt, ist im deutschen leider oft kompliziert und anstrengend. Teilweise werden stimmungsvollen Beschreibungen der Reiseorte zu langatmigen Schulstunden, während ich darauf warte, dass die 3 Hexen zueinander finden oder wissen möchte, was sie denn nun gemeinsam aushecken werden.

Waren „Die Hexen von Eastwick“ noch ein Ausbruch an Energie, eine Ode an die Freude und am Leben, finde ich hier einen Autor, der das Leben kennt und die Menschen durchschaut und dem es gelingt mit treffenden Sätzen ihre Eitelkeiten darzustellen nicht ohne den Humor zu verlieren. Doch fühle ich mich ein wenig erdrückt von der Last des Alterns, die Schwere der Glieder und der Bitterkeit des Todes. Vielleicht bin ich zu jung um mit dem Thema so selbstverständlich umzugehen oder werde es nie können wie Updike, doch auch den 3 Hexen scheint die Leichtigkeit verloren gegangen zu sein. Obwohl alle drei ihre Zauberkünste wieder anwenden, versucht niemand von ihnen zu fliegen, nicht einmal Jane. Ich einnere mich, dass es dazu die Leichtigkeit eines Lachen bedarf.

Wer sich also auf ein fröhliches Hexentreffen gefreut hatte, dem möchte ich hier lieber abraten. Doch Updike ist ein Künstler was die Darstellung der Menschen betrifft. Seine interessanten Beobachtungen von Selbstdarstellung und Selbstbetrachtung sind nicht immer schmeichelhaft, doch manchmal amüsant und immer wundervoll treffend beschrieben.

Nur 2 von 5 Sternen, weil es mich schmerzt sie so zu sehen, die ehemals so lebenslustigen und stolzen Frauen, die Hexen von Eastwick. Und trotzdem, wenn man weiß, worauf man sich einlässt, kann ich das Buch empfehlen.

glas

28. Jan 2010

glas

glas

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