There was this moment in reading (S.279) when all was perfect sadly I really start crying. Not this noisy moisty sort of crying but silent little wet drops running down my check. I stopped reading the book cause i don’t want this moment go away. I want to dwell in this sadness a while longer, crying for Gus and Hazel and a friend I’ve lost.


Diese Rezension ist eine sehr persönliche, denn das Buch „The Fault in Our Stars“ (TFiOS) von John Green ist auf verschiedene Weise ein persönliches Buch für mich.

Die Youtuber unter euch verstehen vielleicht, wenn ich sagen, dass ich John Green kenne, auch wenn es wohl eine sehr einseitige Bekanntschaft ist. Seit 2007 bloggen John und sein Bruder Hank unter dem Namen Vlogbrothers auf ihrem Youtube Channel. Ich habe mit John zusammen den „Happy Dance“ getanzt, seinen Sohn größer werden sehen, mit ihm zusammen „The Great Gatsby“ gelesen.

Und dann ist da Esther († 25. August 2010)

Ihr widmet John Green sein Buch und auch wenn er betont, dass Hazel nicht Esther ist, kann ich jedoch lesen, wie sehr sie ihn inspiriert. Auch Esther habe ich per Youtube gekannt und meine Trauer über ihren Tod war nicht digital.

Vielleicht weil sie mir auf eindringliche Art eine Erinnerung an eine Freundin zurückgebracht hat, die über die Jahre zwar nicht verschollen war, aber geschliffen wurde. Eine schmerzliche Erinnerung, welche die vielen Jahre die schneidenden Ecken und Kanten genommen hatten.

Mich führt John Greens Buch also nicht nur in eine Welt voll von poetischen Worten, witzigen Dialogen und cleveren Aphorismen, sondern auch in meine eigene Vergangenheit. Verzeiht mir also, wenn ich ein bisschen sentimental werden sollte.

*

Hazel ist 16 Jahre alt und hat Krebs, Schilddrüsenkrebs mit Metastasen in der Lunge und ihr geht es nach eigener Aussage „okay“. So ok das Leben sein kann, wenn man 2 Jahre über seinen prognostizierten Tod hinaus lebt. In einer Selbsthilfegruppe für Tumorkranke trifft sie Augustus, genannt Gus, einen 17-Jährigen, der aufgrund eines Knochentumors sein rechtes Bein verlor.
Beide sind fasziniert voneinander. Gus bewundert Hazels schnippische Cleverness und Hazel… Hazel wird von seiner stürmischen Bewunderung, seiner lebensbejahenden Coolness mitgerissen zurück ins Leben. Außerhalb ihrer Tumor beschatteten Welt gibt es Videospiele und Musik, es gibt Amsterdam, Lachen, Blütenschnee, Champagner, Autofahren, Heldenmut und Gus.

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„The Fault in Our Stars“ ist eine Liebesgeschichte, ist eine Krebsgeschichte, ist eine philosophische Reise. Wenn man über Jugendliche schreibt, die an Krebs sterben, ist es schwer nicht pathetisch zu werden, aber John Green schafft es. Er findet Worte, die manchmal ganz wundervoll poetisch sind, die der Traurigkeit eine Schönheit schenken, indem sie den Mut und die Stärke betonen, nicht die erdrückende Schwere.
Er hat ein Talent für Charakterzeichnungen, auch wenn sie alle manchmal nach dem John klingen, den ich aus den Videos kenne.
Doch ich bin schon zu verzaubert von der Sprache, als dass mich das stört. Ich bin kein großer Zitatesammler, aber dieses Buch bietet einen Schatz an Sätzen, die mich berührten.

Dieses Jugendbuch ist nicht nur für Jugendliche, sondern für jeden der intelligente Bücher mag. Ich schwärme schon seit den ersten Seiten und kann es natürlich auch Euch nur wärmstens ans Herz legen.

Es ist bemerkenswert was man erreichen kann mit Charisma und Liebenswürdigkeit. John Green, zusammen mit seinem Bruder Hank, nutzt die Popularität „to decrease WorldSuck“.

Project for Awesome

Don’t Forget To Be Awesome!

*zur Bewertung:
Hey, das ist mein Blog und da kann ich entscheiden, ob mir eine Bewertung nicht ausreicht. Hier brauchte ich nunmal 2 Bewertungen {:

Ich mag die Bilder von Gerald Brom. Sie sind düster, makaber, fantasievoll. Er hat für meine Lieblingskartenspiele (Kennt das noch jemand? Magic – the Gathering) gezeichnet und meine Lieblingsrollenspiele. Und im Internet kursieren viele seiner Fantasybilder als Avatare.
Ich war völlig überrascht, als ich erfuhr, dass ich gerade ein Buch von ihm gelesen hatte.
Sein drittes Buch ist inspiriert von der Geschichte um Peter Pan.

BROM - der Kinderdieb

BROM - der Kinderdieb

Peter ist ein Kind des Waldes, ganz anders als die Menschenkinder, mit spitzen Ohren und goldenen Augen und noch immer ein Baby, als er zu Sprechen beginnt. Aus Angst verstößt ihn seine menschliche Mutter und setzt ihn mitten im Winter im gefährlichen Wald aus. Doch er überlebt und findet nach einigen Jahren den Weg nach Avalon, der Insel der Dame.

Wir treffen Peter im heutigen New York wieder und er ist auf der Suche nach verlorenen Kindern. Es sind die Ungewollten, die Misshandelten, die Traurigen, die Einsamen, die Heimatlosen, die Peter sucht und durch den Nebel nach Avalon bringen will. Dort sollen sie zu seinen Teufeln werden, eine Bande wilder Kinder, die sich im Kampf üben. Denn Avalon ist im Krieg gegen die Fleischfresser und langsam vernichtet die Geißel alles Leben auf der Insel.

Es ist die dunkle Geschichte von Peter Pan, blutrünstig und verdorben. Es gab viele Lesemomente, an denen ich das Buch voller Grauen und teilweise angewidert beiseite legen musste. Wenn ein 6-jähriger Peter von einer Sumpfhexe sexuell angegriffen wird, geht das über meine Schmerzgrenze hinaus.
Trotzdem habe ich immer weiter gelesen. Die Geschichte der Dame des Sees, Königin von Avalon, und die alten Legenden, Peters Leben, seine Vergangenheit und der Kampf um das letzte magische Land, sind zu packend, als dass ich es bleiben lassen konnte.
Brom webt hier ein Gespinst aus Elfenhaar und Feenglitzerstaub, der in die dunkelsten Ecken der menschlichen Grausamkeit leuchtet. Die Sprache und die unerbittliche Brutalität machen die Botschaft des Buches teilweise mehr als deutlich. Ein wenig mehr Raffinesse hätte der Geschichte, meines Erachtens, gut getan. Vielleicht war es aber gerade deshalb packend wie ein Sog, aus dem es kein Entkommen gibt, bis zum tödlichen Ende, egal wie sinnlos es scheint.
Am Ende war ich enttäuscht, dass die Wahrheit zu nah an die Realität heran kommt.

War die Geschichte von J. M. Barrie noch ein fröhliches Kinderbuch mit kritischen Aspekten, rate ich davon ab Broms „Der Kinderdieb“ Kindern oder Jugendlichen in die Hand zu geben. Die Gewalt und sexuellen Anspielungen könnten sogar einigen Erwachsenen zu weit gehen. Was mir besonders nahe geht, ist der Zusammenhang mit Kinder, die entweder Opfer oder Täter sind.

Das Buch „Der Kinderdieb“ ist wie Broms Bilder düster und bedrückend. Für mich war es sowohl ein Highlight als auch abschreckendes Beispiel. Ich bin hin und hergerissen. Die Kapitel sind mit eindrucksvollen Schwarz/Weiß-Bildern unterteilt und in der Mitte des Buches gibt es zusätzliche Hochglanz Farbbilder. Für mich ist das eindeutig ein Pluspunkt.
Wer also nicht vor drastischer Darstellung von Gewalt an, von und mit Kindern zurück schreckt, der mag sich bitte selbst ein Bild machen.
Doch seid gewarnt! Peters Lächeln ist ansteckend, nicht einmal die Sterne können ihm widerstehen.

P.S.auf Amazon gibt es auch einen Teaser zu ankucken

Königin der Nacht

01. Jun 2010

Die Nacht ist die Zeit der Jäger.
In den schwülen Sommernächte, wenn sich kaum ein Lüftchen regt und die Hitze des Tages sich in den Halmen des Grases und den Ästen der Bäume verfängt, jagt sie am liebsten. Dann nämlich klebt die Haut ihrer Beute vor Schweiß und sie kann mit geschlossenen Augen über weite Strecken das süße Blut riechen, nach dem es sie dürstet. Den Rest des Beitrags lesen »

John Updike - Die Witwen von Eastwick

John Updike - Die Witwen von Eastwick

Jane, Alex und Sukie sind wieder da.

John Updike und seine 3 Grazien sind für einen letzten Sommer zurück nach Eastwick gekommen. Darauf habe ich Jahre gewartet und gefreut und nun sind sie da.
John Updike füllt diesen Roman mit einer Vielzahl von interessanten Themen. Angefangen bei den Reisen der Witwen durch Kanada, Ägypten und China bis hin zu den sozialen Themen Freundschaft, Familie, Altern und Tod, sogar einen Abstecher in die Physik mit den Elektronen, Neutronen und Protonen, die sich wie Menschen abstoßen und anziehen. Das Wiedertreffen mit den 3 Frauen, die mich in meiner Jugend stark beeindruckt und beeinflusst haben, war zugleich schön und auch traurig, denn sie sind alt geworden meine 3 Grazien.

Alle drei wenden sich nach ihrem herrlich skandalösem Treiben in der Van-Horn Villa von Eastwick ab und finden in verschiedenen Städten zurück in die Gesellschaft. Jede heiratet und erst nach dem Tod ihrer Männer finden sie wieder zusammen. Erst allein, dann zu zweit und schlußendlich, nachdem auch Sukie zur Witwe geworden ist, auch zu dritt erkunden sie erst die Welt und dann Eastwick. Doch hier hat man sie nicht vergessen.

John Updikes Sprache ist ausschweifend und bildreich. Doch was im Original noch melodisch und kunstvoll wirkt, ist im deutschen leider oft kompliziert und anstrengend. Teilweise werden stimmungsvollen Beschreibungen der Reiseorte zu langatmigen Schulstunden, während ich darauf warte, dass die 3 Hexen zueinander finden oder wissen möchte, was sie denn nun gemeinsam aushecken werden.

Waren „Die Hexen von Eastwick“ noch ein Ausbruch an Energie, eine Ode an die Freude und am Leben, finde ich hier einen Autor, der das Leben kennt und die Menschen durchschaut und dem es gelingt mit treffenden Sätzen ihre Eitelkeiten darzustellen nicht ohne den Humor zu verlieren. Doch fühle ich mich ein wenig erdrückt von der Last des Alterns, die Schwere der Glieder und der Bitterkeit des Todes. Vielleicht bin ich zu jung um mit dem Thema so selbstverständlich umzugehen oder werde es nie können wie Updike, doch auch den 3 Hexen scheint die Leichtigkeit verloren gegangen zu sein. Obwohl alle drei ihre Zauberkünste wieder anwenden, versucht niemand von ihnen zu fliegen, nicht einmal Jane. Ich einnere mich, dass es dazu die Leichtigkeit eines Lachen bedarf.

Wer sich also auf ein fröhliches Hexentreffen gefreut hatte, dem möchte ich hier lieber abraten. Doch Updike ist ein Künstler was die Darstellung der Menschen betrifft. Seine interessanten Beobachtungen von Selbstdarstellung und Selbstbetrachtung sind nicht immer schmeichelhaft, doch manchmal amüsant und immer wundervoll treffend beschrieben.

Nur 2 von 5 Sternen, weil es mich schmerzt sie so zu sehen, die ehemals so lebenslustigen und stolzen Frauen, die Hexen von Eastwick. Und trotzdem, wenn man weiß, worauf man sich einlässt, kann ich das Buch empfehlen.

Verlockung

14. Mär 2010

Mit seinen warmen Augen und dem freundlichen Lächeln war der Spielzeugmacher das Highlight auf der Buchmesse. Ein Fantasy-Verlag hatte ihn für ihren Stand gebucht. Er sollte Kinder und Jugendliche anlocken und ihnen die kommenden Bücher schmackhaft machen. Und er war ein absoluter Treffer. Die widerspenstigen Stoppeln am Kinn und das spitzbübische Funkeln der Augen hinter der unauffälligen Brille strahlten ein so väterliches Vertrauen aus, dass es die Kinder scharenweise an seine Werkbank lockte. Alle 3 Stunden legte der Spielzeugmacher sein Werkzeug beiseite und begann mit ruhiger, leise brummender Stimme eine Geschichte vorzulesen. Es waren Zusammenfassungen der kommenden Neuauflagen der Jungendreihe des Verlages, aber der Spielzeugmacher zog sie alle in seinen Bann. Das Zwinkern in den Augen, ein verstohlenes Nicken, er wusste genau, wie man die Worte auf dem Papier zum Leben erwecken kann. Er erzählte den Kindern und Jugendlichen von den Elfen, Feen und Vampiren, als würde er von alten Bekannten reden. In den Pausen zwischen den Geschichten schnitzte er wunderschöne Figuren aus Holz, passend zu den Erzählungen und verschenkt diese dann an die fröhlichen Kinder. Diese kleinen Spielzeuge bargen alle das Versprechen auf ein Geheimnis, ein ganz besonderes Geheimnis, wie der Spielzeugmacher den Kindern verschwörerisch zuflüsterte. Für ein ganz besonders großes Holzstück nahm sich der Spielzeugmacher ungeheuer viel Zeit. Immer wieder schnitzte und feilte er an der Figur.
Bald sah es aus, wie ein großer Schmetterling, doch wenn er danach gefragt wurde, schüttelte er nur schmunzelnd den Kopf und legte einen Finger auf die lächelnden Lippen.

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„Hoffnung durchzuckte Angel wie ein plötzlicher, intensiver Schmerz, so unvermittelt, wie wenn man mit dem nackten Fuß auf einen spitzen Stein trifft. Dann verging sie wieder. Sie durfte nicht zu viel auf einmal hoffen.“
(Seite 326)

Gaile Parkin – Kuchen backen in Kigali

Gaile Parkin – Kuchen backen in Kigali

Wie die Glasur eines Kuchens umschließt die Geschichte von Angel all die anderen. Sie und ihr Mann Pius ziehen nach dem Tode ihrer beiden Kinder ihre 5 Enkel groß. Um sich etwas Geld für den Lebensunterhalt der großen Familie dazu zu verdienen, backt und verkauft Angel Kuchen. Und zwar die besten und hübschestes Kuchen in ganz Kigali. Sogar die Botschaftlergattin von Tansania hat eine Bestellung bei ihr aufgegeben, aber darüber schweigen wir lieber, an diesen Kuchen erinnert sich Angel nicht gern.

Viele verschieden Menschen kommen zu ihr, um Kuchen zu bestellen. Um ihre Aufgabe gut zu erledigen, fragt Angel nach, sie ist schließlich eine professionelle Person. Ein guter Kuchen darf nicht nur lecker schmecken. Ein guter Kuchen steckt voller Phantasie und muss sorgfältig ausgesucht werden. So erfährt Angel viel über ihre Kunden und wir über die Menschen in Kigali.

Gaile Parkin hat selbst in vielen Ländern Afrikas erlebt und schafft es authentisch die Sprache und das Lebensgefühl mit ihren Worten einzufangen. Nicht nur das „Eh!“, das in seiner Häufigkeit uns Europäern seltsam anmutet, auch die Sprachenvielfalt mit Swahili, Kinyarwanda, Englisch und Französisch vermittelt das unvergleichbare Gefühl vor Ort zu sein.

Es fällt mir schwer zu erklären, warum dieses Buch mich so begeistert. Es sind die Kleinigkeiten, die mein Herz berühren, dass Angel ihre Brille unter das Bett legt, um morgens nicht versehentlich drauf zu treten, dass Bosco, wenn er aufgeregt ist, Wörter doppelt ausspricht, dass Angel nur den Namen des Hausmädchens kennt und andere nur den Namen des Arbeitgebers, dass Angel offen zu gibt, dass mache Dinge so kompliziert sind, dass man davon Kopfschmerzen bekommt, dass Liebe manchmal lügt. Es gibt so viele verzaubernde Nebensächlichkeiten, dass ich sie hier nicht aufzählen kann.

Die Stärke des Buches ist jedoch seine Ruhe. Es ist angefüllt mit Pausen und Auslassungen, manchmal beruhigend und manchmal schmerzvoll. Es gibt uns genug Zeit, über die Dinge nachzudenken, zum Beispiel der Völkermord in Ruanda. Mir stehen die Tränen in den Augen, während ich von den Grausamkeiten lese, die ich dazu nachgeschlagen habe. Der Völkermord in Ruanda ging über Monate. Doch ist es erschreckend, dass in nur 3 Monaten, in nur 100 Tagen, so viele Menschen sterben konnten. Man sagt es waren bis zu 1 Million Tote, selbst vorsichtige Schätzungen gehen von 500.000 aus. Nachbarn töteten Nachbarn, namenlose Tote irgendwo verscharrt….Fakten, die mich sprachlos machen. Wie ist es nur möglich….

Ich werde Angel vermissen, ihre Ruhe, ihre zurückhaltende Weisheit und ihre Stärke. Es war schön die Welt aus ihren Augen zu sehen. Aber ich werde sie besuchen und mit ihr Tee trinken.

Ich widme diese Rezension einer Freundin, die mir beim Lesen immer wieder vor Augen war und die in ihrer Sanftmut ein bisschen Angel ist.

Abschied

03. Feb 2010

>>Liebster, was bist du so traurig? Uns war beiden klar, dass einer von uns zuerst gehen wird. Du warst immer der stärkere von uns beiden. Du wirst auch auch ohne mich klar kommen.<<
Ein Beben geht durch den Körper des alten Manns, der einsam an einem offenen Grab steht.
Seine sonst so aufrechte Gestalt ist müde zusammengesunken und die Schultern hängen herab. Die kleine Lichtung ist völlig leer. Nur zwei hochgewachsene Kiefern leisten ihm in dieser Einsamkeit Gesellschaft.
>>Es schneit… sieh nur Liebster, wie schön der Schnee herab sinkt. Der erste Schnee des Jahres… Du hast es mir nie gesagt, warum es dir der liebste Tag des Jahres ist. Aber ich wusste es von Anfang an.<<
Ein kurzes Lächeln huscht über das Gesicht des Mannes. Flüchtig wie die Eisblumen im Licht des Morgengrauens, doch die Trauer übermannt ihn schnell wieder. Kraftlos schlägt er die Augen nieder und die Tränen, welche er bisher mühsam zurückgehalten hat, fließen nun unaufhaltsam. Sein Weinen ist still und Erdbeben-artig wird sein Körper wieder und wieder von Emotionen durchgeschüttelt.
>>Ja ich weiß es und aus dem selben Grund liebe auch ich den ersten Schnee. Ich erinnere mich noch, als wäre es gestern. Der Schnee war so leicht und ich versuchte ein paar Flocken mit dem Mund zu fangen. Ich bin gestolpert und musste mit den Armen rudern, um den Halt nicht zu verlieren. Dann bin ich direkt in deine Arme gefallen. Und ich vergesse nie, was du zu mir gesagt hast.<<
Der Witwer hebt das Gesicht in den Federschnee. Mit geschlossenen Augen spürt er, wie die Flocken auf seiner warmen Haut landen und in den Spuren seiner heißen Tränen schmelzen.
>>Ich werde mich in dich verlieben.>> murmelt der Mann in den wispernden Wind.
>>Ja, das hattest du gesagt. Von deinem schelmischen Grinsen sind mir die Knie ganz weich geworden. Wenn du mich nicht gehalten hättest, wäre ich in den Schnee gefallen.<<
Der alte Mann holt ein weißes Taschentuch hervor und wischt sich über das blasse Gesicht. Dunkle Schatten liegen unter seinen Augen. Aus der anderen Manteltasche nimmt er eine Blüte. Eine hellblaue kleine Aster.
>>Ich habe diese Geschichte wieder und wieder erzählt. Und du bist nie müde geworden mir zuzuhören. Ich werde dein Lächeln vermissen, mein Liebster.<<
Stumm starrt der Mann ins Grab. Die Hände sind zu Fäusten geballt. Die Blüte ragt daraus hervor wie ein winziges Schwert.
>>Du musst Abschied nehmen. Du kannst nicht ewig hier stehen bleiben. Wir haben schon einmal eine Zeit ohne den anderen erlebt. Du bist stark, du wirst es wieder schaffen. Wie habe ich mir die Augen nach dir ausgeweint, als du zum Studium nach Oxford gegangen bist. Auf meinem Nachttisch stand das Bild von dir vor dem Blackwell’s Bookstore und ich habe es jede Nacht vor dem Einschlafen angesehen . Aber es waren deine Worte beim Abschied, die mich aufrecht gehalten haben.<<
Ein Schluchzen hallt über die einsame Wiese, unerhört laut gegen die Stille des Tages. Nur langsam öffnet er seine Hände und lässt die Blume in das offene Grab fallen.
>>Ich werde immer bei dir sein.<< flüstert er mit gebrochener Stimme.
Zögernd dreht er sich um und geht.
>>Und ich immer bei dir, Liebster.<<

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Fingerübung
Muse Kubine:

1.Oxford 2.Geschichte 3.verlieben 4. rudern 5.Blackwell’s Bookstore