Michael Zandt – Hapu – Teufel im Leib ***(3/5)

06. Jan 2012

“Ein guter Roman verrät uns die Wahrheit über den Romanhelden. Ein schlechter Roman verrät uns die Wahrheit über den Romanautor.”
Chesterton

Ich wurde gewarnt. In seinem Buch würden, laut Autor, keine “verlangende Blicke über die muskulösen, sonnengebräunten Körper von geheimnisvollen Fremden gleiten“.

Sehr gut, ich beschwere mich ja sonst immer über dieses manchmal schon mehr als erotische Geschwafel, dass sich in einem Teilbereich des Genre der Fantasy immer mehr zu verbreiten scheint. Doch er hatte mit der Beschreibung, Hapu würde keine sonderlich romantische Ader besitzen, mehr als nur untertrieben.

Die Hauptfigur des Erstlings von Michael Zandt ist zynisch, unangepasst und neigt zu Gewaltausbrüchen. Auch wenn ich Zynismus lieber zusammen mit ein wenig Humor genieße, das macht es weniger staubig, amüsierte mich Hapus Sturkopf und die erfrischende Gleichgültigkeit gegenüber der Meinung anderer. Leider gleitet diese Gleichgültigkeit im Verlauf der Geschichte hin und wieder in eine Bitterkeit ab, die mir schwer im Magen lag.
Aber es ist auch nicht leicht, als Asartu in der Welt der Menschen.

Was eine Asartu ist?

Während die Menschen nach Gottes Ebenbild geschaffen wurden, so erschuf Luzifer die Asartu nach dem seinem. Sie sollten die Menschen und das Universum in seinem Namen erobern, doch dies scheiterte, „nicht zuletzt daran, dass die Menschen es in Sachen Heimtücke und Grausamkeit ohne weiteres mit ihren teuflischen Feinden aufnehmen konnte.“ (S.269 Anhang „Hapu“)

Menschen und Asartu teilen sich also die Welt und leben weitestgehend friedlich nebeneinander her. Hapu versucht ihr wildes Ich in der angepassten Gesellschaft der deutschen Asartu unter Kontrolle zu bringen, das Leben irgendwie zu meistern. Das gelingt nicht besonders gut. Als das Oberhaupt der deutschen Asartu-Gemeinschaft stirbt, beginnt eine Reise, welche die junge Frau sowohl in ihre eigenen düsteren Abgründe bringt, als auch in die Strudel politischer und höllischer Ambitionen.

Was für eine spannende Idee, auf die Herr Zandt da gekommen ist. Der besondere Kitzel entsteht, wenn man liest, wie sich seine Welt in die unsrige mischt, zB. wenn Hapu von ihren Lieblingsrouten zum Motoradfahren in den Serpentinen der schwäbischen Alp schwärmt oder sich ihr Weiberfanclub auf das nächste Spiel ihres Fußballvereins vorbereite.

Für seine neue Rasse und die dazugehörige Religion nutzt Zandt eine interessante Mischung verschiedener Aspekte anderer Religionen, zB. den ägyptischen Mystizismus und ein bisschen aus Judentum und Islam. Der praktizierte Satanismus wirkt wie ein Spiegelbild unseres Christentum, das sowohl wahren Glauben als auch Fanatismus birgt.

Die Idee hat mich also begeistert, aber leider funktionierte das Buch im Ganzen trotzdem nicht für mich. Man merkt dem Buch die Hingabe des Autors für Hapus Welt an, es ist wirklich Zandts Stärke, wie er mit großen und kleinen Episoden die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fantasy verwischt. Aber das genau ist auch die Schwäche. Mir fehlte ein konsequenter Spannungsbogen und eine homogene Erzählstruktur. Mir kommt es so vor, als wollte der Autor mir unbedingt die vielen tollen Einfälle erzählen, die ihm selbst gefallen haben. Dabei schwingt die Spannung auf und ab. Teilweise wird ein großer Teil der Handlung von Hapu zusammenfassend erzählt, zum Teil verliert er sich in der Beschreibung von einzelnen Momenten. Immer wenn ich dachte, dass wir jetzt die Einführungsphase hinter uns haben und es gerade spannend wird, lese ich wieder nur eine zusammenfassende Beschreibung folgender Ereignisse und dann eine weitere clevere Episode der verknüpften Welten, zB das Militärwesen oder die Bürokratie vom Kemet, der Heitmatinsel der Asartu.

Es ist kein schlechtes Buch, doch ich glaube, es wäre gut für die Geschichte gewesen, wenn Michael Zandt sich etwas zurück genommen hätte und es mehr um Hapus Sichtweise und Entwicklung gegangen wäre.

Michael Zandt

Michael Zandt

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Candela Verlag

One Response to “Michael Zandt – Hapu – Teufel im Leib ***(3/5)”


  1. wie gewohnt, eine wunderbar aussagekräftige Rezension. Elfengruss

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