Ebooks sind die Pest!?

05. Mai 2012

Ich wisst, ich schreibe ein bisschen und auch wenn das ganze Prozedere des Veröffentlichen und der professionelle Literaturbetrieb noch ziemlich fern scheint, versuche ich mich doch zu informieren und bin besonders an den Einsichten in die Verlagswelt interessiert. Die deutsche Verlagswelt scheint sich zu modernisieren.  Ein Verlag ohne eine Facebookseite scheint es nicht mehr zu geben. Es wird getwittert und vereinzelt trauen sich die Verlage sogar schon auf Youtube. Der Hanser Verlag hat auf seinen Youtube Kanal eine spannende Reihe „Michael Krüger spricht über Hanser Berlin „, die jeden Mittwoch eine neue Folge veröffentlicht. Herr Krüger spricht über Bücher, über das Verlagswesen, die Buchmesse.
In Folge 9 der Reihe stellt Herr Krüger den Hanser Berlin Verlag vor und die Gründe, warum man sich für einen neuen Verlag im Hause Hanser entschieden hat. Das Video war in interessant, aber auch erschreckend.
Aber seht ersteinmal selbst.

Besonders das Ende des Videos weckte meine Aufmerksamkeit. Mit welcher prägnanten, ja fast prekären Wortwahl das Thema Ebooks behandelt wird, ist nicht nur sehr aussagekräftig, sondern meiner Meinung nach auch manipulativ.

Ebooks sind eine Pest!? Sie sind eine Krankheit, deren Heilung es bedarf? Ein Gift sogar, welches den Leser bedroht?
Oder leiden die großen Verlage vielleicht unter Burn Out?

„... Und haben entsetzlich viele Gespräche geführt, über die Zunahme an Ebooks, die komplizierte Lage, in die dadurch der deutsche Buchhandel kommt.  Überhaupt die Veränderungen, die in unserer Branche täglich deutlicher werden. Und unsere Medizin gegen diese, doch in der Tendenz pessimistische Aussicht, kann nur heißen, gute Literatur. …“
Michael Krüger

Also Youtube und Facebook: „JA“, aber Ebook: „Wer das liest, ist doof!“?

Habe ich etwas verpasst. Ist es technisch nicht möglich „gute Literatur“ auf ein Ebook zu laden oder ist es die Angst in der Vielzahl der Neuveröffentlichungen unter zu gehen?
Woher kenne ich nur dieses Verhalten?

Eine  alteingesessene Institution proclamiert den Fortschritt als Blasphemie und bläst zur Hexenjagd um den eigenen Machtverlust zu verhindern.
Wusstet ihr, dass die ersten Dampfloks aufgrund ihrer „rasenden“ Geschwindigkeit als gesundheitsgefährdend galt? Und es war kein Zufall, dass gerade die Postkutschenfirmen sich besonders lautstark um ihre Fahrgäste sorgten.

Es mag beänstigend sein mit welcher Fülle und Schnelligkeit sich der Ebookmarkt füllt und der gediegende deutsche Buchhandel kommt vielleicht mit einer solchen Veränderung nicht klar. Schlimmer wäre jedoch, wenn durch die Massen an, zugegebenermaßen qualitativ nicht immer ebenbürtigen, Publikationen, eine nur oberflächlich verborgene Arroganz an die Oberfläche gespült würde.

Ich finde, die Angst vor dem Fortschritt  steht einem so gestandenem Verlag nicht gut zu Gesicht. Die Diskussion, ob Ebook ja oder nein ist schon lange gegessen. Das zeigen die Zahlen. Das haben sogar schon große Publikumsverlage erkannt, da hilft auch kein giftiger Seitenhieb der intellektuellen Literaturelite.

Was sagt ihr? Oder habe ich vielleicht das Video völlig misinterpretiert?

6 Responses to “Ebooks sind die Pest!?”


  1. Noch sträube ich mich gegen Ebooks, aber eben hauptsächlich, weil sie mir zu teuer sind dafür, dass es eben doch „nur“ eine Datei ist. Mir fehlen aber auch einfach gute Angebote von den Verlagen, wenn es sich jetzt z.B. durchsetzen würde, dass man beim Kauf eines Buchs eine Datei dazubekommt dann wäre das schon eher was für mich. Wäre doch praktisch, zuhause könnte ich das Buch so lesen wie ich es gerne habe, also: als Buch in der Hand haltend. Unterwegs oder auf Reisen -> zack, rauf auf den Reader! Dummerweise hab‘ ich diese Kombination aber noch nirgendwo gesehen und meine Lust, mir sowohl die Buch- als auch die Ebook-Ausgabe zu kaufen (und entsprechend doppelt zu zahlen) hält sich wirklich in Grenzen. Trotzdem: ich bin gespannt, wie sich das ganze weiterhin entwickeln wird.

    • wortsplitter Says:

      Ich hab jetzt ne Weile versucht diesen Text zu finden, in welchen John Green sagt, warum Ebooks nicht einfach „nur“ digitale Kopien sind, nicht „nur“ Dateien. Ich kanns nicht finden, aber er hat es eindrücklich erklärt.

      Mir war bisher der Reader zu teuer, ich möchte da was Vernünftiges haben.
      Mir fällt auf, dass Deutschland immer noch in der „Geiz ist Geil“ Welle mitschwimmt. Selbst diejenigen, die es sich leisten könnten, die Arbeit anderer finanzell zu würdigen, tun es nicht.

      Zoë Beck hat einen tollen Beitrag zum Thema Urheberrecht geschrieben, in welchen sie aber auch auf das Thema Geiz eingeht – Von den bösen Kulturdieben

  2. Thomas Says:

    Ist doch klar, was ihnen Sorgen macht. Teure Hardcover-Ausgaben werden auf Dauer nicht mehr in dem Maße abzusetzen sein, wie gewohnt.

    Einerseits auch verständlich. Wenn ich mir z.B. die ersten 10 Plätze der Spiegel-Bestseller-Liste kaufen wollte, dürfte ich zwischen 150 und 200 Euro berappen. Das sehen die Leute nicht mehr ein …

    • wortsplitter Says:

      der schnöde Mammon also *seufz*
      das Problem ist, dass durch die vielen „billigen“ Selbstveröffentlichungen als Ebook, ohne teures Lektorat, ohne teuren professionellen Satz, ohne teures Coverdesign und auch nicht zu unterschätzen ohne teure Verlagsfixkosten, diese Ebooks natürlich zu einem Preis auf dem Markt kommen, mit denen die Verlage nicht konkurieren wollen aber auch nicht können. Das Verstehe ich und ich glaube tatsächlich, dass „Gute“ Literatur die einzige Lösung ist. Aber EBook ist dafür nur ein Vehikel für dieses Phänomen.
      Wobei man ja bisher auch anstatt Hardcover ein günstigeres Taschenbuch kaufen konnte. Es muss ja Gründe gegeben haben, warum man sich für ein Hardcover entscheidet.

  3. Thomas Says:

    Hieß es nicht einmal, als das Telefon erfunden wurde, diese Erfindung würde das Ende der Kommunikation bedeuten?

    Ich denke, der sog. Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Auch in Sachen E-Books nicht. Viele werden sich den Traum erfüllen, das Wohnzimmer von Büchern, CDs, DVDs und sonstigen altmodischen Datenträgern komplett zu bereinigen. Schöne neue Welt.

    Eine gesunde Mischung der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten sehe ich als sinnvolleren Weg. Jeder wie er möchte.

    Ich möchte nicht.

    • wortsplitter Says:

      Ich glaube, dass Bücher immer gekauft werden. Wer gerne liest, der mag auch Bücher.
      Ich persönlich mag nicht am Bildschirm lesen, aber ein vernünftiger Ebook reader soll mit dem „Am Bildschirm lesen“ nicht vergleichbar sein. Bei mir scheiterte es bisher am Geld, aber ich kann mir vorstellen, dass ich durchaus von einem Buch beide Versionen haben würde. Papier und Ebook.
      Mich würde ja interessieren, was genau die Verlage so depressive Aussichten beschwert? Müsste man mal einen fragen.

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