Eine Frage hab ich da noch …an Markus Walther

27. Mär 2011

Markus Walther - Kleine ScheißhausgeschichtenMarkus Walther, der Autor von
Kleine Scheißhausgeschichten“ war Opfer einer meiner legendären Neugierattacken. Er hat meine Fragen tapfer ertragen und sogar ein paar beantwortet.

Ich hoffe, ihr findet die Antworten genauso interessant wie ich.


Warum so kurz? Keine Zeit für einen Roman?

Markus Walther:

Zeit habe ich generell zu wenig. Außerdem habe ich meistens zu viele Ideen. Während ich schreibe, wartet bereits die nächste Idee und flüstert: „Ey, Kerl! Wann verwirklichst du mich endlich? Meinste ich hänge hier ewig in deinem Kopf rum? Hier is‘ laaaangweilig.“ Sind schon ziemlich ungeduldig, diese Ideen. Und ich möchte auch nicht unhöflich sein.

In der Rolle des literarischen Außenseiters (wer will schon Geld für Kurzgeschichten ausgeben?) fühle ich mich obendrein sehr wohl. Vielleicht kann ich irgendwann mal für diese Textgattung eine Lanze brechen.

Deine Geschichten verteilen sich auf fast jedes Genre, aber alle miteinander haben die witzige Pointe am Ende. Gibt es auch Geschichten von dir, die nicht auf einen überraschenden Lacher zum Schluss hinauslaufen?

Markus Walther:

Viele Geschichten enden witzig, das gebe ich zu. Aber auch ernsthafte und nachdenkliche Texte finden bei mir ihren Weg auf das Papier. Bei „Kleine Scheißhausgeschichten“ würde ich z. B. Geschichten wie „Unsere Wahrheit“, „Der Unsterbliche“ oder „Nachttränen“ nicht unbedingt als lustig bezeichnen.

Zur Zeit arbeite ich u.a. an einem Buchprojekt mit dem Arbeitstitel „100 Seiten von Pandora“. Dort versuche ich mich an durchweg düsteren Themen. Eine erste Leseprobe findet sich auf meiner Homepage http://www.din-a4-story.de/

Schreibst du von der Leber weg? Woher bekommst du die Ideen?

Markus Walther:

Eine oft gestellte Frage. Aber ein Patentrezept habe ich nicht. Alltagserlebnisse, Radioberichte, Lieder und alles, was sonst noch auf mich eindringt, kann mir eine Inspiration bescheren.

Manchmal reicht es, mich herauszufordern: Bei einer Diskussion im Autorenforum „Federfeuer“ mit dem sinngemäßen Thema „Wie Vampirromane zu sein haben“, antwortete ich mal entnervt, dass man meinethalben auch blümchenfurzende Dinosaurier in einer Vampir-Story hineinschreiben kann. Kurz darauf stand ich in der Pflicht, den Beweis dafür anzutreten. Das Ergebnis ist in „Kleine Scheißhausgeschichten“ nachzulesen.

Wie lange benötigst du für eine Kurzgeschichte?

Markus Walther:

Das ist Formsache. Wenn‘s gut läuft, ist eine Kurzgeschichte in einer Stunde fertig. Manchmal liegen Satzfragmente oder kleine Plotnotizen wochenlang auf Halde und müssen erst gären.

Ich habe eine Ideen-Schublade, in der allerhand Zettel reingequetscht werden. Hin und wieder durchwühle ich die diversen Post-Its, Servietten und Schnipsel, auf denen ich Geistesblitze festhalte. Wenn ich Glück habe, kann ich meine Schrift entziffern und mich günstigsten falls sogar daran erinnern, was ich mir mit dem Gekrakel merken wollte.

Da bei vielen Geschichten jedes einzelne Wort zählt, braucht mitunter das vorangehende Brainstorming oder die Nachbearbeitung mehr Zeit als das Schreiben.

In deinem Interview mit Marion Gallus von Buchwelten Blog  las ich von deinem neuen Projekt „EspressoProsa“. Dabei benutzt du die Beschreibung, dass sich die neuen Geschichten „im Windschatten (puh!) der „Scheißhausgeschichten“ bewegen. Jetzt mal ehrlich, geht deiner Umwelt dieser ewige Drang nach Wortwitzen eigentlich hin und wieder auf die Nerven?
😉

Markus Walther:

Vielleicht meiner Frau. Sehr wahrscheinlich. Ganz sicher.

Bei meinen Lesern ist es eher das Gegenteil. Leider kämpfe ich dort manchmal mit der Erwartungshaltung. Von mir werden Wortspiele und Pointen erwartet. Wehe mir, ich schreibe mal was mit offenem Ende …

EspressoProsa – ist das das neuste Buch? Gibt es da mit einem Verlag konkrete Pläne?

Markus Walther:

Konkrete Pläne habe ich natürlich mit diesem Buchprojekt. Und der Acabus-Verlag wäre auch wieder meine erste Wahl für eine Veröffentlichung. Aber ob ich mit meinem Geschreibsel dort willkommen sein werde, musst Du dort nachfragen. Mach doch mal ein Verlags-Interview.

Dein perfekter Moment zum Schreiben: Ort, Zeit, Umstände?

Markus Walther:

Wenn die Kinder im Bett sind und meine Arbeit erledigt ist (als Ein-Mann-Unternehmen mit Familienanschluss ist diese Kombination selten zu bewerkstelligen), schreibe ich ganz gerne mit dem Laptop auf dem Schoß im Bett. Aber eigentlich habe ich schon zu allen Uhr- und Un- Zeiten geschrieben.

In deiner Biographie steht, dass du dich für die Malerei begeisterst. Ist das Cover von dir?

Markus Walther:

Nein. Das Motiv stammt von Petra Rudolf. Eine begnadete Künstlerin, Grafikerin (und auch Autorin), die das Bild nach meinen Wünschen gefertigt hat.

Ich selbst male viel mit Tusche. Meine Pointillismus-Bilder sind für kleine Formate nicht geeignet.

Was liest du selbst gern? Beeinflusst dich das beim Schreiben?

Markus Walther:

Ich lese gerne Fantastik, Humor und manchmal auch Sachbücher. Leider stehe ich immer vor der Wahl, entweder zu schreiben oder zu lesen.

Und natürlich lasse ich mich (gerne) von anderen Autoren und ihren Werken beeinflussen. Sie liefern mit die Landschaften, in denen ich meine Kurzprosa ansiedeln kann.

Und Musik? Von vielen Autoren hört man ja, dass Musik eine wichtige Rolle beim Schreiben spielt, wie ist das bei dir?

Markus Walther:

Mein Musikgeschmack ist einfach: Von allem nur das Beste (frei nach Oscar Wilde). In meiner Sammlung findet man Rock, Jazz, Pop.

Während des Schreibens höre ich gerne ruhige instrumentale Titel. Das kann Easy Listening sein, gerne aber auch Klassik oder Musik im Stil von „Cafe del Mar“.

 

Markus, wie ich gehört habe, warst du letztens im Radio und hast aus deinen Geschichten gelesen. Wie kam es dazu? Wie war es denn, deinen Geschichten so vielen Menschen vorzulesen? Und kann man die Sendung irgendwo hören, vielleicht als Podcast?

Markus Walther:

Der Kontakt zu Radio RSD Berlin kam durch den Acabus-Verlag zustande. Ein Interview im Radio war für mich eine ganz neue Erfahrung hat viel Spaß gemacht – auch wenn es ungewohnt ist, die eigene Stimme durch den Lautsprecher zu hören.

Einen Podcast bietet Radio RSD leider nicht an. Im Nachtprogramm werden alte Sendungen aber häufig wiederholt. Vielleicht ist auch mal die Sendung „Wortsinfonie“ Ausgabe 1 dabei.

Aber in Kürze startet ja Radio GlobalTalk (wie Du weißt). Dort darf ich mich bestimmt auch mal mit dem ein oder anderen Text zu Wort melden.

Abschließend: welches Buch liegt zur Zeit bei dir auf dem Klo?

Da liegt zur Zeit etwas von meinem Lieblingsschriftsteller Terry Pratchett „Die Gelehrten der Scheibenwelt“. Halb Sachbuch, halb Roman über Darwin und die Evolution.(Anmerkung Wortsplitter: SUPER Buch, nicht einfach, aber immernoch ein Prattchett)

Parallel lese ich „Wer bin ich? Und wenn ja wie viele?“ von Richard David Precht und „Das Ende ist mein Anfang“ von Tiziano Terzani. Allerdings sind das meine Bücher für unterwegs …

Bei frischer Luft und so.

 

Das ist doch ein schöner Schlusssatz. Danke Markus, für das geduldige Beantworten meiner Fragen.
In den nächsten Tagen findet ihr hier auch den Link zur Sendung mit Markus bei RSD Radio als Global Talk PODCAST.

Wer „Kleine Scheißhausgeschichten“ nicht kennt, es aber gern einmal lesen möchte, dem gebe ich einen Tipp: Die Verlosung zu dem amüsanten Klopapier ist noch immer aktuell und findet ihr !HIER!

2 Responses to “Eine Frage hab ich da noch …an Markus Walther”

  1. karfie Says:

    …was ein lustiger Typ :-))

    Das nenne ich auch mal ein richtig gut geführtes Interview.
    Bitte mehr davon!

  2. Christina Says:

    Interviews mit Markus Walther sind immer amüsant, ich habe auch mal eins mit ihm gemacht und ich muss sagen ich habe mich vor lachen gekringelt als ich seine Antworten gelesen habe… wie auch hier teilweise.

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